Es war gewagt, meine Kunst aus Trinkhalmen in den ehrwürdigen Mauern des Hölderlinturms zu präsentieren. Trinkhalme und Hölderlin – wer hätte gedacht, dass diese beiden Welten aufeinandertreffen könnten? Für mich symbolisieren Trinkhalme die Macht der Worte, die von jedem genutzt werden können. Wie Worte, die entweder zu inspirierenden Gedichten oder belanglosem Geplapper werden können, haben auch Trinkhalme eine dualistische Natur: entweder Schönheit oder Abfall. In den stillen Gemächern des Hölderlinturms mögen sie überraschend, ästhetisch, rührend oder sogar amüsant gewirkt haben.
Ich fühlte mich wie eine moderne Alchemistin, die mit den einfachsten Materialien arbeitete, um etwas Magisches zu schaffen. Die Besucher:innen betrachteten meine Werke mit Staunen und Verwunderung. Einige lächelten, andere waren nachdenklich. Es war ein einzigartiger Moment der Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Poesie und Alltäglichkeit. Die Trinkhalme im Hölderlinturm – eine unerwartete Verbindung, die die Grenzen der Kunst auf innovative Weise erweiterte.
Die Kunstwolke Tübingen über dem Neckar beim Hölderlinturm // Ausstellung im Washtenaw County Farm Park,
Ann Arbor , Michigan, USA
Von der Tübinger Neckarbrücke aus gesehen war ab dem 25. Juni 2015 eine Kunstwolke von mir zwischen den an den Ufern stehenden Weiden und der Platanenallee kurz hinter dem Hölderlinturm über dem Fluss schwebend zu sehen sein. Sie bildet damit die Schwesterwolke der gleichzeitig in der Partnerstadt Tübingens Ann Arbor (USA) gezeigten Sister Cloud No. 1.
Während des gesamten Sommers 2015 bestimmte die Installation die kunstmeteorologische Großwetterlage über die Kontinente hinweg. Im Museum der Hölderlin-Gesellschaft sowie im Garten des Hölderlinturms wurden darüber hinaus weitere aktuelle Arbeiten präsentiert. Eine Katalogpublikation, Flyer, Plakate, Postkarten sowie eine Postkarten-Edition mit original signierten Unikaten begleiten das Ausstellungsprojekt.
Sister Cloud No. 1
Die Ausstellung in Ann Arbor (USA) wurde am 1. Juni 2015 während der dortigen Feierlichkeiten im Beisein der 1. Bürgermeisterin Frau Arbogast und einer Tübinger Delegationen aus Kultur und Wirtschaft eröffnet.
Sister Cloud No. 2
Am 4. Juli 2015 – einen Monat später – wurde mit einem großen Fest die 50jährige Städte-Partnerschaft mit Ann Arbor in Tübingen gefeiert. In dieser Zeit werden beide Kunstwolken sowohl am deutschen wie am amerikanischen Himmel zu sehen sein, der doch immer ein gemeinsamer Himmel ist.
Bereits vom 28. April 2015 flog ich zusammen mit meinem Mann Sepp Buchegger, dem Tübinger Karikaturisten und Zeichner, in den Südwesten der USA. In der Zeit bis zur Ausstellungseröffnung in Ann Arbor erstellte ich weiteres Wolkenmaterial aus Trinkhalmen und Klebstoff.
Sepp Buchegger wird in diesem Rahmen das Wachstum der „Wolke“ fotografisch festhalten, das hier auf der Homepage kontinuierlich dokumentiert wurde.
Über Utah, Colorado, Nebraska, Iowa und Illinois nach Michigan reisend wuchsen die Tübinger Wolke und die Wolke in Ann Arbor sukzessive immer weiter zusammen, real mit den Trinkhalmmaterialien je vor Ort, verbunden in Form von zusammenhängender Bewölkungsbildungen an eigentlich tausende Kilometer voneinander entfernten Orten.
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